Aus der Chronik des Ortsvereins Seligenstadt
 
  DAS POLITISCHE KRÄFTEVERHÄLTNIS HAT SICH EINGEPENDELT

Am 20. Januar 1971 wird ein Ausschuß zur Wahl eines hauptamtlichen Stadtrates gebildet. Die Stadtverordnetenversammlung wählt am 29. Januar Willi Brehm (CDU) mit 15 Ja- und 3 Nein-Stimmen bei 7 Enthaltungen zum hauptamtlichen Stadtrat von Seligenstadt.

Bürgermeister Fritz Bruder nimmt am 26. März erstmals nach seiner Erkrankung wieder an einer Stadtverordnetensitzung teil. Ottmar Busch (CDU) wird am 29. April als Nachfolger von Willi Brehm neuer Stadtverordnetenvorsteher, sein Stellvertreter bleibt Heinz Scherer.

Am 1. Mai 1971 wird die erneuerte Waldhütte eingeweiht und zwei Wochen später, am16. Mai, nimmt die neue Mainfähre ihren Dienst auf. Im Juli wird mit nur 11 Stimmen des Parlamentes der Rathaus-Erweiterungsbau sanktioniert. Der Kostenvoranschlag von 250 000 Mark wurde um 202 000 Mark überschritten.

Im November verschärfte sich das schon angedeutete Klima in der Stadtverordnetenversammlung erneut.

Ungefähr zur gleichen Zeit wurde Dietrich Fichtner als Ortsvereinsvorsitzender der SPD abgelöst. Seine Nachfolge trat Manfred Herrnkind an.

Am B. Februar 1972, einige Wochen vor seinem 65. Geburtstag (30. Mai), erklärte Bürgermeister Fritz Bruder der Stadtverordnetenversammlung überraschend seinen Rücktritt. Begründung: Er wolle am 31. Mai in den Ruhestand treten. Offensichtlich aber legten ihm seine Parteifreunde den Rücktritt nahe, natürlich nicht wegen seiner 65 Jahre, sondern aus partei-politischen Gründen. Daraufhin wird in der gleichen Sitzung ein Komitee zur Bürgermeister-Neuwahl gebildet. Am 7. April war es dann soweit: Mit 16 Ja- und gegen 8 Nein-Stimmen wird Willi Brehm zum neuen Seligenstädter Stadtoberhaupt gewählt. Ein Abgeordneter fehlte entschuldigt. Wegen des Vorschaltgesetzes zur Gebietsreform betrug die laufende Amtszeit vorerst drei Jahre.

Fritz Bruder aber sollte belohnt werden: Am 23. Juni beschließt die Stadtverordnetenversammlung, dem Alt-Bürgermeister die Ehrenbürgerschaft der Stadt zu verleihen. Ein Trostpflaster seiner Parteifreunde für seine Arbeit in der Vergangenheit? Einen Tag später ist Fritz Bruder Ehrenbürger.

Die hektische Atmosphäre der vergangenen Jahre im Stadtparlament ging nun zu Ende. Am 26. Juli übernimmt Christian Böres nach dem Wegzug von Manfred Herrnkind wieder den Vorsitz der SPD-Fraktion.

Ende 1972 wird Dr. Dietrich Fichtner erneut zum Vorsitzenden des SPD-Ortsvereines gewählt, den er schließlich bis 1975 inne hatte.

Auf der am 21. September stattgefundenen letzten Sitzung dieser Legislaturperiode des Stadtparlamentes wurde einstimmig beschlossen, dem Kreis Offenbach 50 000 Quadratmeter Gelände für die Erweiterung des Kreiskrankenhauses zur Verfügung zu stellen.

Die nächsten Gemeindewahlen (damit auch der 8. Kreistag) fanden am 22. Oktober 1972 statt. Gemäß der gestiegenen Einwohnerzahl (Stand vom 30. Juni 1969: 12 276) konnten und mußten nun 37 Abgeordnete gewählt werden. 6 735 Wähler, das waren 82,6%, gaben den Parteien wie folgt ihre Stimmen:


SPD 2 630 Stimmen 39,6%
CDU 3 504 Stimmen 52,8%
FDP 505 Stimmen 7,6%


Auf die SPD entfielen 15 Sitze, die CDU erhielt 20 Sitze und die FDP 2 Sitze. Für die Sozialdemokratische Partei zogen in das Stadtparlament:

Christian Böres
Dieter Burkard
Dr. Dietrich Fichtner
Agnes Kneisel
Manfred Kreis
Rudolf Mader
Heinz Scherer
Gunter Trulsen

Fred Vogele
Hans Schreiner
Ferdinand Schreiner
Karl-Heinz Spitznagel
Richard Volkmann
Dieter Sabiwalsky
Jürgen Gerlach

Für Jürgen Gerlach rückte 1973 Joachim Wolf nach. In den Magistrat zogen für die SPD Rudolf Mader und Dieter Burkard ein, dafür gingen Elisabeth Hennig und Günter Senf in die Stadtverordnetenversammlung. Der Christdemokrat Ottmar Busch bleibt Stadtverordnetenvorsteher, seine beiden Stellvertreter sind Heinz Scherer (SPD) und Hans Süssmann (CDU).

Diese Stadtverordnetenversammlung nimmt in der Folgezeit in Angriff:

Arbeiten für die Umgehungsstraße (Seligenstadt - Aschaffenburg - Offenbach) mit einer Umfahrung der Stadt (Westumgehung).

Der Hartplatz wird gebaut und das Sportgelände im Süden der Stadt angelegt.

Der Ausschuß für interkommunale Zusammenarbeit in Hinblick auf die Gebietsreform wird gebildet.

Die Erweiterung der Kläranlage (biologischer Teil) wird beschlossen. Ein Bebauungsplan für das Gebiet südlich der Klein-Welzheimer Straße wird aufgestellt (Wasserburg).