Zu einem überaus spannenden Abend hatte der SPD-Ortsverein eingeladen. Freundinnen und Freunde des politischen Diskurses und der italienischen Lebensart hatten sich im Matthias-Grünewald-Kolleg des Riesen eingefunden, um den Worten des Philosophen Antonio Gramsci zu lauschen. Unter dem Titel „.. dass alle Menschen Philosophen sind ..“ trug der Gramsci-Kenner Mathias Brodkorb, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, aus den „Gefängnisheften“ des Autors vor, nicht ohne das Werk Gramscis in den philosophischen Zusammenhang mit Hegel und Marx zu stellen. Gramsci, 1891 in ärmlichen Verhältnissen auf Sardinien aufgewachsen, gelang es, in Turin Philosophie und Sprachwissenschaften zu studieren; hier schloss er sich der Arbeiterbewegung und der sozialistischen Partei an, lehrte in Arbeiterbildungsvereinen; als politischer Führer der Turiner Rätebewegung ist Gramsci 1919 in ganz Italien bekannt. 1921 wird er Mitbegründer der Kommunistischen Partei Italiens und Abgeordneter im italienischen Parlament. Mit der Machtübernahme Mussolinis arbeiten Sozialisten und Kommunisten in der Illegalität, 1926 wird Gramsci verhaftet, an den Folgen der Haft stirbt er kurz nach seiner Entlassung im Jahr 1937. In dieser entbehrungsreichen und aufreibenden Zeit verfasst Gramsci seine „Gefängnishefte“, in denen
er sich neben anderem über Erziehung und Bildung äußert. Für Gramsci ist jeder Mensch ein Philosoph, auch wenn nur wenige die Funktion von Intellektuellen in der Gesellschaft ausüben. Alltagsverstand, Sprache, Kritik und Bewusstheit der eigenen Existenz und Lebensweise bedeuten für ihn Philosophie. Gramsci hat ein Werk hinterlassen, das aktueller ist denn je, wenn wir uns die gegenwärtigen Diskussionen in der Bildungspolitik anschauen: „Noch immer stehen wir in Deutschland vor dem Problem, dass die soziale Lage einer Familie über die Bildungserfolge der Kinder entscheidet. Besonders betroffen sind davon Kinder aus zugewanderten Familien, und wir müssen uns die Frage stellen, ob wir es uns überhaupt leisten können, auf die Fähigkeiten von Menschen zu verzichten, bloß weil das Bildungssystem nicht im Stande ist, das intellektuelle Potenzial zu erkennen und es, einem verborgenen Schatz gleich, zu heben,“ betonte SPD Vorsitzender Georg Horcher nach einer lebhaften Diskussion mit Brodkorb. Mit von der Partie waren der Landtagskandidat der SPD im Wahlkreis 46 Ralf Kunert und der Bundestagskandidat im Wahlkreis 187 Dr. Jens Zimmermann, denen die Bildungspolitik am Herzen liegt. Beim Wein wurde weiterdiskutiert und über Weinan- und -ausbau, Fässer, Korken, Lagen, Trauben und Regionen informiert und philosophiert, serviert von Giulio Fiorentino, der die Firma Barletta Feinkost & Vinothek am Marktplatz betreibt. Sechs unterschiedliche, allesamt hervorragende
Weine wurden verkostet, mit Schinken, Mortadella, Salami, mehreren Sorten Käse und Weißbrot geschmacklich abgerundet. „’Politik und Wein’ ist ein gelungenes Konzept“, resümierte Irene Schmidt, Teilnehmerin des Abends, „ich komme wieder“!