Wärmepumpe und Wärmeplanung

Geld verbrennen?

Wie können unsanierte Bestandsgebäude in Zukunft effektiv und möglichst kostengünstig mit Wärme versorgt werden?
Sollte noch schnell eine neue Gas- oder Ölheizung eingebaut werden? Oder verbrennt man hiermit nur viel Geld, weil es bessere und viel kostengünstigere Möglichkeiten gibt? Muss das Haus aufwändig und sehr teuer von Grund auf saniert werden, bevor man sich von einer Öl- oder Gasheizung verabschieden kann?

Diese und weitere Fragen treiben spätestens seit der Diskussion über das neue Heizungsgesetz jeden Hausbesitzer um. Und viele Antworten haben aber bislang eher für Verwirrung denn für Klarheit gesorgt.
Um hier mehr Orientierung zu schaffen, haben die SPD-Ortsvereine Hainburg, Mainhausen und Seligenstadt eine umfangreiche Studie in Auftrag gegeben und ihre Ergebnisse auf dem Marktplatz in Seligenstadt vorgestellt. „Die Veranstaltung fand große und sehr positive Resonanz bei den zahlreichen Besuchern. Wir haben wohl den richtigen Ton getroffen“, fasste der Sprecher der SPD-Seligenstadt Dr. Reiner Stoll zusammen.

Was kostet Heizen am Ende des Tages? Welche Optionen machen am meisten Sinn und wovon sollte man die Finger lassen? Und welchen Beitrag muss die Kommune leisten im Rahmen der Wärmeplanung? Bestätigt werden die Ergebnisse der Studie dann von einem Praxisexperiment, in dem ein unsaniertes 60er Jahre Haus auf Heizen mit einer Wärmepumpe umgestellt wurde.

Anders als von vielen befürchtet und behauptet, können auch im Bestand die meisten Gebäude in Zukunft effektiv und kostengünstig beheizt werden, ohne dass sie vorher grundlegend und kostenintensiv saniert werden müssen. Holz und Biogas stehen nicht in ausreichender Menge zur Verfügung und grüner Wasserstoff bleibt extrem teuer.
Aber Wärmepumpen sind auch in den meisten nicht sanierten Bestandsgebäuden nach einem einfachen Test einsetzbar: Die Vorlauftemperaturen der Heizung wird im kommenden Winter so eingestellt, als ob sie eine Wärmepumpe wäre, also auf maximal 65 Grad. Wenn dann bei geöffneten Thermostatventilen aller Heizkörper das Haus warm wird, hat man sich eine teure Sanierung des Hauses schon einmal gespart. Das wird in vielen Fällen funktionieren.

Anhand eines ca. 150 m² großen unsanierten Hauses mit einem Gasverbrauch von 2.400 m³ oder 2.400 l Öl pro Jahr entscheiden dann die Kosten: Die jährlichen Stromkosten einer konventionellen Luft-Wasserwärmepumpe sind laut Studie heute schon um ein Drittel niedriger als Gas oder Öl. „Durch die immer höher werdende CO2-Bepreisung wird dieser Kostennachteil von Gas und Öl immer größer werden und in einigen Jahren mehrere tausend Euro im Jahr betragen“, sagt Reiner Stoll dazu,
„Öl und Gas verbrennen, heißt dann viel Geld verbrennen“. Die höheren Kosten der Wärmepumpe, durch staatliche Förderung schon stark reduziert, amortisieren sich so in wenigen Jahren. Und umso höher der Wärmebedarf des Hauses ist, umso eher lohnt sich der Ausstieg aus Öl und Gas und der Einbau einer Wärmepumpe. „Dies ist überraschend, aber logisch“, so der Vorsitzende der SPD-Hainburg Holger Reining.

Nochmals halbieren lassen sich die Verbrauchskosten mit dem Einsatz einer besonders effektiven Wasser-Wasser-Wärmepumpe. Sie ist damit besonders sinnvoll zum Beispiel in Fachwerkhäusern der Altstadt Seligenstadts aber auch anderen Gebäuden mit besonders hohem Wärmebedarf.
Ihre Installation kann für den Einzelnen aber sehr komplex werden. Hier ist dann die Kommune gefordert, im Rahmen ihrer Wärmeplanung umgehend koordinierend einzugreifen und zum Beispiel ein „kaltes Nahwärmenetz“ zum Betrieb dieser hocheffektiven Wärmequellen zu planen.
„Jetzt noch schnell eine neue Gas oder Ölheizung zu installieren, ist die mit Abstand teuerste Lösung“, so der Sprecher der SPD-Seligenstadt Dr. Reiner Stoll zusammenfassend.


 

Nachtrag 30.11.2023:

Mittlerweile wurde bekannt, dass ein Altbau von 1906 auf eine solche Luft-Wärmepumpe umgestellt worden ist. Die beheizten Fläche und die Jahresarbeitszahl sind nahezu identisch mit dem oben beschriebenen Haus. Nach einem Jahr kennt man auch die Verbrauchszahlen:
https://efahrer.chip.de/news/mann-heizt-altbau-von-1906-mit-waermepumpe-nach-einem-jahr-legt-er-zahlen-offen_1016416