SPD-Ortsverein konkretisiert Programm:
Städtische Wohnbaugesellschaft wichtig für die weitere Entwicklung der Stadt
„Wir werden heute konkret, weil griffige Slogans und nette Bilder von Kandidaten*innen vielleicht zum Wahlkampf gehören, für die Wählerinnen und Wähler aber nicht wirklich informativ sind“, so der Co-Vorsitzende Gerhard Albrecht eingangs des 1. digitalen Stammtischs des SPD-Ortsvereins am 18.2.2021 zum Thema:
Wie kann mit dem Instrument einer eigenen Wohn- und Stadtbaugesellschaft Seligenstadt weiterentwickelt werden?
Dr. Reiner Stoll, Begründer von „#Seligenstadt2030“, stellte den Teilnehmenden das Konzept einer Seligenstädter Stadtbaugesellschaft vor.
Danach soll die Gesellschaft mit einem Stammkapital von mehreren Millionen Euro ausgestattet werden, wobei die Stadt selbst diese Mittel einbringt, indem sie Grundstücke und Liegenschaften der Gesellschaft grunderwerbssteuerfrei zur Verfügung stellt. Die Stadt wäre zu mindestens 95% Anteilseigner, weitere Gesellschafter könnten regionale Banken sein sein. Stoll verwies in diesem Zusammenhang auf viele erfolgreich arbeitende Stadtbaugesellschaften wie in Darmstadt (HEAG) oder Deggendorf.
„Der Zweck der Gesellschaft wäre vorrangig eine sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung breiter Schichten der Bevölkerung. Das heißt, die Gesellschaft errichtet, betreut, bewirtschaftet und verwaltet Bauten in allen Rechts- und Nutzungsformen, darunter auch Eigenheime und Eigentumswohnungen, Gewerberäume, öffentliche Gebäude und Einrichtungen. Sie ist damit aktiver Teil sozial orientierter Wohnungswirtschaft und Stadtentwicklung“ so Stoll weiter.
In diesem Zusammenhang verwies Stoll auf den zunehmenden Mangel an bezahlbarem und geförderten (Miet-)Wohnraum in Seligenstadt. „Diesen Mangel wollen und können private Investoren nicht beheben, da deren Geschäftsmodell eher im Bau und der Vermarktung von Eigentumswohnungen liegt“.
Die Situation auf dem Wohnungsmarkt in Seligenstadt ist sehr schwierig. Gegenwärtig, so der 1. Stadtrat Michael Gerheim, stünden auf der Warteliste der Stadt über 400 Bewerber*innen für Bauplätze (davon gut 200 aus Seligenstadt), sowie Berechtigte für über 200 Sozialwohnungen. Und der Bedarf gerade an bezahlbarem Wohnraum für „Normalverdiener“ werde sich in den nächsten Jahren noch deutlich erhöhen, so der 1. Stadtrat weiter und resümierte: „Wer soll diese Wohnungen bauen, wenn nicht unsere eigene Stadtbaugesellschaft?“
Ihre zentrale Aufgabe wäre der Bau und die Vermietung von Wohnraum in Seligenstadt. Das Ziel ist dabei ein Anteil von 2/3 bezahlbaren/geförderten/sozialen Wohnraum und einem mittelfristigen Wohnungsmarktanteil von 15-20%. Aktuell sind es nur 5%.
Als größtes Immobilienunternehmen vor Ort könnte die Stadtbaugesellschaft u.a. die Verwaltung von Wohnungseigentumsgemeinschaften übernehmen, ortsbildprägende und städtebaulich bedeutsame Gebäude und Liegenschaften erwerben und sanieren sowie Kultur-, Freizeit- und Sporteinrichtungen betreiben.
„Sie wäre damit aktiver Teil der sozial orientierten Wohnungswirtschaft und Stadtentwicklung und könnte sich zu einem profitablen Unternehmen entwickeln,“ so Stoll in seinem Fazit.
„Viele Gemeinden um uns herum machen es uns vor. Sie haben bereits eine Stadtbaugesellschaft oder befassen sich mit deren Gründung. Wir wollen, wie in unserem Konzept „#Seligenstadt2030“ vorgestellt, mit einer sozial ausgewogenen Wohnungspolitik den Lebens- und Wohnraum für alle Schichten der Bevölkerung schaffen und so Seligenstadt weiter zu einer blühenden Stadt gestalten. Deshalb müssen wir jetzt aktiv werden. Die Gründung einer Stadtbaugesellschaft ist eine zentrale Forderung unserer künftigen Politik“ so Albrecht in seinem Schlusswort.