Von überfüllten Frauenhäusern, Wohnungsnot und häuslicher Gewalt

Wie eng die Frage nach sozial gefördertem Wohnraum mit der aktuellen Situation in deutschen Frauenhäusern zusammenhängt, wurde den Teilnehmer:innen am Arbeitskreistreffen der Seligenstäder SPD-Fraktion am vergangenen Mittwoch schmerzlich bewusst.

Zu Gast waren Sozialarbeiterin Sylke Borgsmüller und die Sozialpädagogin Karin Hübner, die beide seit über fünfzehn Jahren im Verein „Frauen helfen Frauen Kreis Offenbach e.V.“ tätig sind. Die Sozialdemokraten und der Seligenstädter Ausländerbeirat wollten mehr zu der Arbeit als Betreiber des Frauenhauses im Kreis Offenbach wissen:

„Zehn Familienzimmer sind aktuell vorhanden“, berichtet Sylke Borgsmüller. „Zehn Frauen und vierzehn Kinder finden bei uns Schutz“. Wegen der Pandemie musste man auf Kapazitäten in Hotels zurückgreifen, so Borgsmüller. Doch genau das wird oftmals zum Problem: In der Gemeinschaft des Frauenhauses erleben die Bewohnerinnen, dass häusliche Gewalt kein Einzelschicksal ist, sondern ein gesellschaftliches Problem. Im Zusammenleben erfahren die Frauen Solidarität und gegenseitige Unterstützung, die sie ermutigen den gemachten Schritt aus der Gewalt weiterzugehen. Fehlt diese Gemeinschaft, kehren die Frauen sehr schnell wieder zurück in die ihnen vertraute gewaltgeprägte Situation.

Doch nicht nur durch die pandemiebedingte Situation nimmt die häusliche Gewalt weiterhin zu. „Die Frauen, die durchschnittlich neun bis 12 Monate im Frauenhaus Schutz und Unterstützung finden, haben massive Schwierigkeiten danach eine Wohnung zu finden, um einen Neuanfang zu starten“, berichtet Karin Hübner. Jobs mussten in der Heimat aufgegeben, Kinder von ihren Schulen abgemeldet werden, doch bezahlbare Wohnungen für alleinerziehende Mütter sind rar. Ausländerbeiratsvorsitzender Ergün Kumcu: „Gewalt in der Partnerschaft und das Finden vom bezahlbaren Wohnraum sind die beiden Themen, mit denen wir uns seit der Wahl am häufigsten beschäftigen müssen.“ Kumcu hat im Zuge seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Ausländerbeirat bereits Erfahrung mit dem Verein „Frauen helfen Frauen Kreis Offenbach e. V.“ machen dürfen und schätzt das Engagement dort sehr.

Doch die Frauenhäuser platzen aus allen Nähten. „Es gibt viel zu wenig Plätze für die Anzahl der Anfragen“, erläutert Jelena Ebert, Arbeitskreisvorsitzende der Seligenstädter SPD-Fraktion. „Frauen, die Hilfe in Seligenstadt benötigen, werden dann auch schon mal nach München geschickt“, so Ebert. „Wir müssen daher die Kapazitäten, die in unserer unmittelbaren Nähe sind, unbedingt aufstocken“. Auf die Frage, wie wir dem Frauenhaus zu mehr Räumlichkeiten verhelfen können, erklärten Borgsmüller und Hübner, dass der Verein zusammen mit dem Kreis Offenbach und dem zuständigen Kreisbeigeordneten Carsten Müller im Rahmen der Istanbul-Konvention den Bau eines neuen und größeren Frauenhauses plane. Das jetzige Haus entspräche leider nicht mehr den heutigen Standards, so der Verein. Das neue Frauenhaus soll fünfzehn Familienzimmer enthalten, darunter ein Notfallzimmer, ein Zimmer für Frauen mit Behinderung und eines für Frauen mit Söhnen über dreizehn Jahre. Zudem soll es mehr Gruppenräume geben, sodass die Pädagoginnen dort mit den Frauen und Kindern arbeiten können. Der Ausländerbeirat und die SPD-Fraktion Seligenstadt versprechen auch weiterhin den Verein und das Frauenhaus zu unterstützen und in Kontakt zu bleiben.